Werkstatt

Die DDR-Folkszene hatte keine Burg Waldeck. Dafür aber jährliche Werkstätten mit landesweiter Beteiligung. Diese Arbeitstreffen mit Öffentlichkeitswirkung und Geselligkeit, mit Konzerten, Workshops und Diskussionen, mit Sessions und Bier waren die wichtigsten Veranstaltungen der Szene. Übernommen wurde diese in der alten Bundesrepublik unübliche Arbeits- und Veranstaltungsform von der FDJ-Singebewegung.

Gewöhnlich an einem Wochenende stellten sich Folkbands in einem Klubhaus gegenseitig Neues vor, tauschten Erfahrungen aus, ließen sich von Fachleuten beraten und nahmen an praktischen Workshops teil, etwa zur Spieltechnik von Musikinstrumenten, später auch zum Instrumenten-Selbstbau. Preise wurden nicht vergeben, schließlich war die Werkstatt kein Leistungsvergleich. Man spielte in öffentlichen Konzerten, debattierte und musizierte gemeinsam, oft bis weit nach Mitternacht, bei Bier und Zigarettenqualm.

Konzertina-Workshop mit Walter Gläsel während der 2. zentralen DDR-Folkwerkstatt 1981 in Leipzig, rechts Jürgen Wolff, in der Mitte Matthias Uhlmann (Foto: Peter Uhlmann)

Die erste DDR-weite Folkwerkstatt ging auf Einladung von Folkländer im Oktober 1976 in Leipzig über die Bühne, eine zweite wurde vom neu gegründeten Folklore-Initiativkomitee (FINK) im April 1977 in Berlin veranstaltet. Ab 1980 wurde jedes Jahr im Januar zur zentralen Musikfolklore-Werkstatt eingeladen, bis 1984 nach Leipzig, 1985 ins thüringische Ilmenau, 1986 in die mecklenburgische Kleinstadt Penzlin und dann bis 1989 wieder nach Ilmenau.

Anfangs kümmerten sich das Kabinett für Kulturarbeit der Stadt Leipzig und das Zentralhaus für Kulturarbeit vor allem um Finanzen und Organisation, während die Inhalte weitgehend vom Mitgastgeber Folkländer bestimmt wurden. Doch bald versuchte das Zentralhaus, die Zügel an sich zu reißen. 1982 kam es zum Eklat, als die Uraufführung der Folkoper „Die Boten des Todes“ verboten wurde.