Telefon

Heute kaum noch vorstellbar: Private Telefonanschlüsse hatten in der DDR Seltenheitswert. Mitte der siebziger Jahre verfügten gerade mal rund zehn Prozent der Haushalte über ein eigenes Telefon. In der Bundesrepublik waren es zu dieser Zeit 90 Prozent. Es mangelte an Kupfer für die Leitungen und an modernen Fernmeldeanlagen. Und es mangelte am Willen der Behörden, das zu ändern. Noch jahrzehntelang mussten „Fräuleins vom Amt“ die Verbindungen von Hand „stöpseln“, nicht selten mit Vorkriegstechnik. Regierung, Armee, Polizei und MfS, aber auch die Deutsche Reichsbahn und einige Industriekombinate besaßen Sonder-Telefonnetze.

Auf ein Auto musste man zwar mehrere Jahre warten, aber dann kriegte man es. Beim Telefonanschluss dagegen hatte man ohne Dringlichkeitsbescheinigung eines Betriebes oder einer Institution keine Chance. 1990 lagen bei der Deutschen Post noch 1,6 Millionen unbearbeitete Anträge. In kleineren Orten hatten oft nur Ärzte, Pfarrer oder Handwerker zu Hause ein Telefon. In Neubaugebieten existierten Gemeinschaftsanschlüsse für zwei oder auch vier Mieter. Mit einigem Glück konnte man einen „Mondschein-Anschluss“ ergattern, der tagsüber für einen Betrieb reserviert war und nach Feierabend privat genutzt werden konnte.

Wer kein eigenes Telefon hatte und keinen netten Nachbarn, der eins besaß, musste sich zum Postamt bemühen oder zu einer öffentlichen Telefonzelle. Auch aus diesem Grund wurden in der Folkszene Verabredungen zu Auftritten oder Proben häufig per Postkarte für zehn Pfennig Porto getroffen. In dringenden Fällen schickte man ein Telegramm. Bands mit Profi-Pappe kümmerten sich normalerweise als Erstes um eine Dringlichkeitsbescheinigung fürs Telefon.