Folk

Heutzutage wird darunter meist eine aktuelle Variante überlieferter Volksmusik verstanden, nicht zu verwechseln mit der sogenannten „Volksmusik“ in volkstümelnden Fernseh-Unterhaltungssendungen („Alles sinkt“). Ursprünglich bezeichnete man als Folk oder Folk Music im englischen Sprachraum die Aneignung und Weiterentwicklung traditioneller Musikformen des einfachen Volkes. Dafür standen in den fünfziger und sechziger Jahren Künstler wie Pete Seeger oder Woody Guthrie. Als das Folk-Revival später weitere Länder Europas erfasste, wurde der Begriff übernommen.

Unter Folk verstand der Ost-Berliner Musikethnologe Erich Stockmann

„Volksmusik der Vergangenheit, […] auf eigene Weise interpretiert, die selbstverständlich der heutigen Zeit verpflichtet ist. […] Volksmusik auf diese Weise zu machen, ermöglicht die individuelle Selbstverwirklichung, die Kommunikation mit Freunden, die Identifikation mit einer Landschaft, mit einer Gruppe von Gleichgesinnten, mit seiner eigenen Herkunft und der Zugehörigkeit zu einem Volk, seiner Kultur und seiner Geschichte.“

Prof. Stockmann (1926–2003) war von 1982 bis 1997 Präsident des International Folk Music Council (später International Council for Traditional Music). In der Bundesrepublik sprach man seit den siebziger Jahren vom „Deutschfolk“. Dabei reichte das Spektrum der Folkszene in beiden deutschen Staaten vom Dialekt-Liedermacher (z. B. auf Plattdeutsch) bis zu Folkrock oder Bordunmusik, die nicht selten miteinander kombiniert wurden. In der Bundesrepublik wie in der DDR spielte anfangs das Vorbild des irischen Folk-Revivals eine große Rolle. Die Tanzbands der achtziger Jahre spielten zunehmend internationales Repertoire – vom Balkan, aus Schweden, England, Frankreich oder Israel. Andere Bands kreierten Ende der achtziger Jahre ein rockiges „neues Mittelalter“.

Florian Steinbiß schrieb 1984:

„Der Begriff Folk(musik) wurde in der Bundesrepublik nicht zuletzt deshalb verwendet, weil er die mißbrauchte und vielbeanspruchte Bezeichnung ‚Volkslied‘ umgeht.“

Zu ergänzen ist für die DDR: Der Begriff Musikfolklore oder Musikfolklore-Bewegung wurde im offiziellen Sprachgebrauch nicht zuletzt deshalb verwendet, weil er die im Westen übliche Bezeichnung Folk umgeht.