Alles sinkt

auch: DDR-Fernsehen

Verballhornung der Folkies für die volkstümelnde Unterhaltungssendung „Alles singt“ im DDR-Fernsehen (1976 bis 1991). Dort erlebte man Schlagersänger und schunkelnde Chöre, auch mal ein Stabsmusikkorps der Nationalen Volksarmee. Die Beteiligung an dieser Sendung war in der Szene ein Tabu, ebenso am „Oberhofer Bauernmarkt“ (1974 bis 1991), dem DDR-Pendant zu Unterhaltungsshows wie „Blauer Bock“ (Hessischer Rundfunk,1957 bis 1987) oder „Musikantenstadl“ (Bayerischer Rundfunk/ORF/Schweizer Fernsehen, 1981 bis 2015). Eigentlich mied man den „Oberdoofen Bauernfang“, trotzdem traten mehrere Folkbands dennoch dort auf.

Nicht als ehrenrührig galt dagegen die Mitwirkung in der viermal im Jahr ausgestrahlten Fernseh-Unterhaltungssendung „Auf Schusters Rappen“ (1979 bis 1991). Dort stellte Sänger und Moderator Gerhard Neef Orte oder Landschaften der DDR vor. Neben Schulchören, Feuerwehr-Blaskapellen und Lehrer-Sinfonieorchestern präsentierten in den Sendungen auch Folkbands je zwei oder drei Lieder, im Laufe eines reichlichen Jahrzehnts immerhin 24 Bands der DDR-Folkszene, wie Arbeiterfolk, Brummtopf, Horch, Landleute, Landluper, Piatkowski & Rieck und Zugvögel. Der Auftritt von Asthma löste Zuschauerproteste gegen den Bandnamen aus. Auch ihr Erklärungsversuch in der Programmillustrierten „FF dabei“ half nicht. Auf Drängen des gesellschaftlichen Trägers, der Berliner Charité, benannten sie sich 1984 um in Dr. Eisenbarth.

Außer in Unterhaltungssendungen nahm das DDR-Fernsehen gelegentlich im 14-täglichen „Kulturmagazin“ (1973 bis 1990) Notiz von der Szene. Aktuelle Anlässe waren z. B. Folklorefestivals. Ausschnitte aus Wacholders Konzert beim 13. Festival des politischen Liedes in Berlin wurden im Juli 1983 in der halbstündigen Sendung „Liederbühne“ ausgestrahlt.