Bier

„Flüssiges Brot“ war das wichtigste Getränk in der Folkszene, Wein spielte eine deutlich geringere Rolle. Eine Flasche Bier (Helles, 0,33 Liter) kostete im Laden 48 Pfennige. Gern wurden Preise daher in Bier umgerechnet: „Zwanzig Mark, das sind 40 Bier.“

Beliebt, aber schwer zu kriegen waren Wernesgrüner oder Radeberger Pilsner in der Halbliterflasche. Rostocker Hafenbräu, Gothaer oder Lübzer Pils wurden hingegen nur im äußersten Notfall getrunken. Bierflaschen sollten möglichst aus braunem Glas sein und nicht aus grünem, da Bier bekanntlich lichtempfindlich ist und durch UV-Strahlung bitter wird. Am besten bedient war man gemeinhin mit Fassbier, das an den Theken der Jugend- und Studentenklubs meist in Halblitergläsern ausgeschenkt wurde.

Das Getränk der in der DDR angeblich herrschenden Arbeiterklasse wurde in den siebziger und achtziger Jahren immer schlechter. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, der eigenartig muffige Geschmack vieler Biersorten komme durch Zusatz von Rindergalle zustande.

Der mangelhaften Bierqualität verdankte sich übrigens eine Westbesucher irritierende Gewohnheit in der DDR-Folkszene, erinnert sich Jürgen B. Wolff: Bier wurde zunehmend nicht pur, sondern, um den Geschmack zu „neutralisieren“, zusammen mit diversen Schnäpsen konsumiert. Am beliebtesten waren „Pfeffi“ (Pfefferminzlikör), „Kali“ (Kaffeelikör) und „Kiwi“ (Kirsch-Whisky-Likör).

Auf dem Kremserwagen 1980 beim 1. Folkfestival in Friedrichswalde schmeckte das Bier auch aus MITROPA-Bechern.
Bier aus MITROPA-Pappbechern auf dem Kremserwagen 1980 beim 1. Folkfestival in Friedrichswalde (Foto: Sammlung Wolfgang Leyn)