Bandoneon und Konzertina

Die wechseltönigen Hand-Balginstrumente gehörten zu den am häufigsten eingesetzten Instrumenten in der DDR-Folkszene. Ganz im Gegensatz zur Bundesrepublik, wo Konzertinas und Bandoneons kaum eine Rolle spielten. Obwohl doch Heinrich Band in Krefeld einst dem Instrument seinen Namen gab und es auch tüchtig vermarktete. Gebaut wurden Konzertinas und Bandoneons ab der Mitte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich in Sachsen. Markennamen wie Arnold, Uhlig oder Scheffler haben unter Kennern bis heute einen guten Klang, von Deutschland bis zu den Tangokneipen in Argentinien und Uruguay.

Session mit drei Konzertinas 1979 in Erfurt: Matthias Kießling (Wacholder), Jürgen Wolff (Folkländer, verdeckt) und Reiner Luber (Brummtopf)

Erstaunlich viele Instrumente konnte man in den siebziger und achtziger Jahren noch auf Dachböden oder im Gebrauchtwarenhandel finden, denn deutschlandweit hatte es bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in den meisten großen Städten Bandoneonorchester gegeben, und nicht wenige Spieler lebten zu DDR-Zeiten noch. Mit Gerhard Birnstock in Crimmitschau gab es sogar einen Profi, der in seiner idyllischen Gartenwerkstatt nahezu jedes Instrument wieder spielbar machte.

Musikalisch sind die Instrumente vielseitig einsetzbar. Jeder Knopf auf der Diskant- wie auch auf der Bassseite lässt einen Ton bei Druck und einen anderen bei Zug ertönen, was dem Spieler ermöglicht, sich Akkorde und Harmonien selbst zusammenzustellen – anders als beim chromatischen Akkordeon, das auf der Bassseite „fertige“ Dur-, Moll- und Septakkorde anbietet. „Gut liegende“ und gut sangbare Tonarten wie G-Dur, die Kardinalstonart der Szene, aber auch D- und A-Dur sind auch auf Gitarre, Mandoline oder Geige leicht spielbar. Das Wirken musikalischer Vorbilder wie Jürgen Wolff (Folkländer, Konzertina) oder Stephan Krawczyk (Liedehrlich, Bandoneon) trug maßgeblich zur Verbreitung der Instrumente in der Folkszene bei.