1981

Pankows Rockspektakel „Paule Panke“ hat Premiere, geplanter Film kommt nicht zustande, Plattenveröffentlichung erst Jahre später +++ Sowjetunion kürzt Erdöllieferungen an die DDR +++ Unabhängige Gewerkschaft Solidarność in Polen hat fast zehn Millionen Mitglieder +++ Attentat auf Papst Johannes Paul II. in Rom +++ Gewandhausorchester Leipzig erhält neues Konzerthaus +++ Liefervertrag über 10 000 Pkw Mazda mit Japan +++ Mikis Theodorakis führt in Ost-Berlin seinen „Canto General“ nach Texten Pablo Nerudas auf +++ 300 000 Menschen in Bonn und 400 000 in Amsterdam demonstrieren für Frieden und Abrüstung +++ Erich Honecker empfängt Bundeskanzler Helmut Schmidt +++ Kriegsrecht in Polen +++ Deutsch-deutsche Friedensbegegnung der Schriftsteller in Ost-Berlin +++ Erste Aids-Fälle in den USA.

Gründung von Arbeiterfolk (Zwickau), Asthma (Berlin), G’hupft wie Gesprungen (Halle, Tanzgruppe), Heureka (Leipzig), JAMS Tanzhaus (Band mit Tanzgruppe, Berlin), Knapsack (Rostock), Liederhorn (Herzberg), Münzenberger Gevattern-Kombo (Nachfolgeband der verbotenen Quitilinga), Spilwut (Senftenhütte bei Eberswalde), Strandlöper (Wismar), Tonkrug (Leipzig), Tüdderkram (Wismar), Wohlgemuth (Weimar), Zugvögel (Freiberg).

Ab 1981 finden in Leipzig regelmäßig Volkstanzabende statt. Folkländer (später Folkländers Bierfiedler) musizieren, Tanzmeisterin und Vortanzpaare von Kreuz & Square erklären und zeigen Schritte und Tanzfassungen. 1983 kommt die Tanz & Spring Band hinzu, später spielen in Leipzig außerdem Lumich, Zerrwanst, Swedenquell und Wimmerschinken zum Folktanz. Auch in Berlin wird –>Volkstanz zum Mitmachen unter jungen Leuten bald ein Renner. Regelmäßig (zeitweise dreimal im Monat) lädt JAMS mitsamt Tanzmeister oder Tanzmeisterin und den Tanzpaaren von Tanzhaus dazu ein. Ab 1986 spielen in der DDR-Hauptstadt auch Hagelschlag & Elfenreigen auf (zunächst mit Tanzgruppe Pas de Folk). Dritte im Bunde sind ab 1988 Folkinger-Hashual. Und seit 1988 spielen auch Die Raben zum Volkstanz.


Januar 1981

Leipzig. 2. Zentrale Musikfolklorewerkstatt. 21 Gruppen von insgesamt etwa 30 nehmen teil. Newcomer: Landluper, Sanddorn, Schlendrian (Ilmenau), Tonkrug und Rumpelstolz. Die ungarische Tanzhaus-Bewegung ist durch Musiker, einen Tanzmeister und Tänzer von Jászság vertreten. Clou der Werkstatt: Die Hektik Drive Bigband mit 27 Musikern aus zwölf Gruppen spielt unter Leitung von Erik Kross zum Volkstanz. Erstmals erscheint das „Leipziger Folksblatt“ als tägliche Werkstatt-Zeitung; Nr. 1 enthält eine umfangreiche Bibliografie zum deutschen Volkslied.


Februar 1981

Festival des politischen Liedes: Wacholder gehört zu den Teilnehmern (erneut 1983, 1984 und 1985). Mitglieder anderer Bands sind (legal oder mit gefälschten Teilnehmerausweisen) beim Festival zu Gast, nicht zuletzt wegen des nächtlichen Songklubs mit allen Teilnehmern im Haus der jungen Talente.


Mai 1981

Hoyerswerda. 2. Folksfest, diesmal im Jugendklubhaus, mit Wacholder, Liedehrlich, Schottenschulle, Windbeutel, Polkatoffel, Hupff Auff, außerdem Gerhard Schöne und Brigade Feuerstein.

Quedlinburg. 2. Liedermarkt, organisiert von Jens-Paul Wollenberg. „Verlobung“ von dessen Band Quitilinga, die schon Auftrittsverbot hat, mit Landluper. Im August wird in Plauen „Hochzeit“ gefeiert. 1983 wird auch Wollenbergs neue Band, die Münzenberger Gevattern-Kombo, verboten.


Juni 1981

Berlin. 4. Folklorefest im Haus der jungen Talente. 23 Bands spielen, 21 davon aus der DDR. Außerdem inoffizieller Auftritt von Hampelmuse aus West-Berlin (als Touristen eingereist). An zwei Tagen kommen 5000 Besucher. Höhepunkt: Mitmach-Volkstanz mit der Hektik Drive Bigband. Thüringische Volkslieder singt die Folkloregruppe der EOS Neuhaus, plattdeutsch das Duo Piatkowski & Rieck, Arbeiterfolk stellt proletarische Balladen vor, Hupff Auff spielt Renaissancetänze zum Mittanzen. Zum Mitsingen beim Kinderfest lädt der Liederzirkus Rudirallala (alias Dieter Beckert und Karl-Heinz Schulz) ein. Die zum Festival herausgebrachte „Volksliederkladde“ enthält 90 Liedtexte und passt im handlichen DIN-A6-Format in jede Jeanstasche.


Juli 1981

Friedrichswalde. Verbot des mehr oder weniger privat organisierten Open-Air-Festivals in dem Dorf zwischen Templin und Eberswalde. Vor 6000 bis 7000 Besuchern sollten 18 DDR-Folkbands spielen, dazu der Liedermacher Gerhard Schöne, das Liedtheater Karls Enkel, Musikgruppen aus Chile und Südafrika. Die Plakate sind gedruckt, republikweit schon 2500 Eintrittskarten verkauft. Sechs Wochen vor dem Festival kommt das Verbot, wegen angeblich nicht eingehaltener Hygiene-Auflagen. Eine Beschwerde beim SED-Zentralkomitee in Berlin bleibt ohne Erfolg.


Oktober 1981

Leipzig. Beim Folkfestival im Studentenklub Moritzbastei sind Folkländer, JAMS, Landluper und Skiffle Schwerin zu erleben.


November 1981

Frankfurt (Oder). Hauptpreis der Chansontage an Stephan Krawczyk von Liedehrlich für sein Programm „Auf zwei Füßen“ (Texte Andreas Reimann, Regie Hans-Eckardt Wenzel). Ab Ende 1982 tritt Krawczyk als Solist auf, Liedehrlich spielt bis 1984 weiter als Duo.

Dresden. Während der 2. Werkstatt „Lieder und Theater“ im Kulturpalast, veranstaltet von der Liedtheatergruppe Schicht gemeinsam mit FDJ und Akademie der Künste, geben Wacholder, Heureka und Horch ein Konzert. Eine Diskussionsrunde befasst sich mit Arbeitsweise, Anliegen und Publikumswirksamkeit von Folkbands.


Dezember 1981

Berlin. Im DDR-Kulturministerium beraten hochrangige Vertreter des SED-Zentralkomitees, des FDJ-Zentralrats und des Zentralhauses für Kulturarbeit über den Umgang mit der Folkszene. Deren Wiedereingliederung in die FDJ-Singebewegung, wie vom Zentralhaus befürwortet, wird als nicht realisierbar verworfen. Stattdessen soll nun doch die 1977 versprochene Zentrale Arbeitsgemeinschaft Musikfolklore (ZAG) gegründet werden.