Arbeiterfolk

auch: Zugvögel
Arbeiterfolk: Olaf Domaratius, Marco Kuschel, Carsten Claus und Michael Seidel (von links, Foto: privat)
Arbeiterfolk: Olaf Domaratius, Marco Kuschel, Carsten Claus und Michael Seidel (von links, Foto: privat)

Die Gruppe ging hervor aus dem Singeklub Morgenrot an der Pädagogischen Hochschule Zwickau und wurde 1981 gegründet. Mitglieder waren Michael Seidel (Bandoneon, Mandoline), Olaf Domaratius (Gitarre, Violine), Marco Kuschel (Akkordeon, Trommel) und Carsten Claus (Posaune, Tuba, Kontrabass; verstorben 2009). Sie boten auf originelle, unterhaltsame Weise Lieder aus der Arbeiterschaft zwischen 1848 und 1945, Agitproplieder, Wander-, Streik-, Revolutions-, Sauflieder und Ähnliches, wie etwa „Wer nie bei Siemens Schuckert war, / bei AEG und Borsig, / der kennt des Lebens Jammer nicht, / der hat ihn erst noch vor sich.“

Ihre urwüchsige Art im Umgang mit Arbeiterliedern traf bei Partei- und Kulturfunktionären nicht immer auf Zustimmung. Von Liederjan übernahmen sie den Spruch: „Die Faust, die sich zum Kampfe ballte, ballte sich auch um den Bierkrug.“ Sie recherchierten ausgiebig im Berliner Arbeiterliedarchiv. Gelegentlich spielten sie zum Volkstanz, unterstützt durch die 1984 gegründete Karl-Marx-Städter Gruppe Fußfolk.

1986 fühlten sie sich von Partei und Medien vereinnahmt und beschlossen einen radikalen Wechsel. Sie fusionierten mit der Freiberger Gruppe Zugvögel und gründeten das Schauorchester Ungelenk, dem insbesondere nach der Wende mit einer Mischung aus Musik, Comedy und Clownerie der Sprung in die erste Garde der Unterhaltungskunst gelang. Offizielle Tonträger von Arbeiterfolk gibt es nicht.