Weltmusikpreis RUTH geht 2025 nach Dresden und Leipzig | 10.04.25

Ezékiel Wendtoin Nikiema alias Ezé erhält die RUTH 2025. Der vielseitige, in Burkina Faso geborene Künstler lebt in Dresden. In seiner Musik verbindet er afrikanische Musiktraditionen mit Texten in Deutsch, Französisch und seiner Muttersprache Mòoré. Ezé spielt Gitarre, Schlagzeug und traditionelle burkinische Instrumente. Den Preis für das Lebenswerk bekommt die Leipziger Tanzpädagogin Sigrid Doberenz. Sie war 1983 Mitbegründerin der ersten (und einzigen) DDR-Volkstanzschule. Deren Kurse absolvierten bis 2004 rund 1.300 Tänzerinnen und Tänzer.

Seit 2002 wird der Deutsche Weltmusikpreis RUTH am ersten Juliwochenende während des Rudolstadt-Festivals vergeben. 2020 entschied erstmals keine Jury, sondern das zehnköpfige Festival-Team, wer die mit insgesamt 5.000 Euro dotierte Auszeichnung bekommt. 2024 ging sie an Paula David und Daniel Rosenberg aus Kanada für das Projekt „Silent Tears. The Last Yiddish Tango“. 2023 erhielt die Band Folkländer aus Leipzig eine RUTH fürs Lebenswerk. Deutscher Weltmusikpreis 2023 für Folkländer | 10.07.23

Die Begründungen für die RUTH und die Ehren-RUTH 2025:

Ezé 2022 beim Rudolstadt-Festival (Foto: Michael Pohl)
Ezé 2022 beim Rudolstadt-Festival (Foto: Michael Pohl)

Ezé – Schwarzsein als politische Dimension

‚Meine Liebe zu diesem Land ist eine bewusste Entscheidung, ein Signal an alle Menschen, die mich nicht willkommen heißen wollen. Dieses Land gehört auch mir!‘ Nein, unterkriegen lässt sich Ezé nicht, obwohl er schon kurz nach seiner Ankunft in Dresden von einem Pegida-Anhänger aus der Straßenbahn geworfen wurde. Das Erlebnis hat zu seinem Schwarzsein beigetragen, zur bewussten Wahrnehmung seiner Hautfarbe als eine politische Dimension. Was ihn ungemein angestachelt hat, das Thema in seinen Liedern aufzugreifen und sich einzumischen: gegen Rassismus und Rechtsruck. Ezé singt über Flucht und Migration, die Klimakrise, über Männlichkeit und Verletzlichkeit – überwiegend auf Deutsch, gelegentlich auf Französisch oder in seiner Heimatsprache Mòoré. Pointiert und humorvoll, aber immer so, dass an seiner Haltung keine Zweifel aufkommen, feiert er seinen Migrationsvordergrund sowie seine Individualität. ‚Auch ich bin Deutsch, auf meine Weise‘, sagt Ezé. Und das ist sehr, sehr gut so, denn mit seiner Humanität und als sozial, kulturell und politisch aktiver Mensch ist er ein großer Gewinn für dieses Land. Dem wir deswegen dankbar die RUTH 2025 verleihen.

Ezés Homepage

Sigrid Doberenz – Volkstanz ist kein simples Herumhopsen

Sigrid Doberenz im Tanzzelt beim Rudolstadt-Festival (Foto: Jörg Wolf)
Sigrid Doberenz im Tanzzelt beim Rudolstadt-Festival (Foto: Jörg Wolf)

„Was über die Anfänge des Mitmachtanzes in der DDR oft kolportiert wird, dass nämlich die Besucher dem aktiven Tanzen gegenüber voreingenommen waren und gehemmt, selbst zu tanzen, galt ganz sicher nicht für Sigrid Doberenz: Die Leipzigerin war ein Energiebündel und hatte keinerlei Scheu, sich zu bewegen. Und auch nicht, auf Besucher von Tanzveranstaltungen und Kursen zuzugehen und sie zum Mittanzen zu animieren – egal ob groß oder klein, jung oder alt oder von einer Behinderung geplagt. Nur in einem war sie streng: Simples Herumhopsen war nicht, das ganze sollte bitteschön Hand und Fuß haben. Das technische, methodische und tanzkundliche Wissen und Können, dass sie sich selbst in einer Ausbildung zur Tanzmeisterin angeeignet hatte, prägte auch ihre Vermittlung von Volkstänzen: Essentiell waren die Ästhetik, der Charakter und das Verhalten im Tanz. Das floss in ihre Workshops ebenso ein wie in die drei Tanzbücher (Das Taubenhaus 1996, Der Gänsereigen 2000, Der Froschkanon 2008) sowie einen Volkstanzkurs auf DVD (Das Federbett 2003), die sie veröffentlicht hat. Volkstanz zum Mitmachen in der DDR, das war ein Phänomen und ist noch heute eine Klasse für sich. Oft kopiert und nie erreicht. Sigrid Doberenz hatte daran einen ganz entscheidenden Anteil. Dafür hat sie sich die Ehren-RUTH 2025 mehr als verdient.“

Tanzmeisterin Sigrid Römer Mitt der 80er Jahre (Foto: Archiv des Folkklubs Leipzig)

Tanzmeisterin Sigrid Doberenz Mitte der 80er Jahre (Foto: Archiv des Folkklubs Leipzig)

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