Weltmusikalische Vielfalt beim Rudolstadt-Festival | 03.-06.07.25

Rund 130 Solisten und Gruppen gastierten diesmal beim Rudolstadt-Festival, dem größten Folk-, Roots- und Weltmusikfestival in Deutschland. Zu erleben waren sie an mehr als 30 großen und kleinen Spielstätten überall in der Stadt – in Theater und Stadtkirche, auf dem Marktplatz, im Schlosshof der barocken Heidecksburg, im Heinepark an der Saale... 90.000 Besucher aus allen Bundesländern kamen 2025 in die thüringische Kleinstadt am Saalebogen mit ihren knapp 25.000 Einwohnern. Musikalischer Ausnahmezustand und wie jedesmal eine Atmosphäre der Weltoffenheit im Ambiente der einstigen Residenzstadt des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt.

Publikum am SchulplatzDas Publikum – hier am Schulplatz – aufmerksam, begeisterungsfähig, tolerant, rücksichtsvoll (Foto: Wolfgang Leyn).

Länderschwerpunkt Mali

Insgesamt zehn Solisten und Gruppen aus den verschiedenen Regionen Malis repräsentierten das Land beim Rudolstadt-Festival. Vieux Farka Toure, Sohn der Desert-Blues-Legende Ali Farka Toure, ist wohl der bekannteste unter ihnen. Seit nunmehr 20 Jahren verknüpft er malische Roots mit Jazz, Rock, Latin und Reggae, gehört zu Afrikas besten Gitarristen. Kader Tarhanine gilt als kommender Star der Tuareg-Musik. Sadio Sidibe gilt als eine der beeindruckendsten malischen Frauenstimmen, Ami Yerewolo ist die populärste Rapperin des Landes. Die Konzerte des Länderschwerpunkts wurden begleitet von einer wissenschaftlichen Konferenz, von Ausstellungen und einem Musikfilm.

Mehr zum Länderschwerpunkt auf der MDR-Website

Europa musiziert

Die Europäische Rundfunkunion lud Bands aus 14 Ländern von Wales bis Georgien, von Finnland bis Österreich zu ihrem 44. Euradio Folk Festival, das im Rahmen des Rudolstadt-Festivals veranstaltet wurde. Der Mitteldeutsche, der Bayerische und der Westdeutsche Rundfunk schnitten die Auftritte mit und stellen sie den Mitgliedssendern zur Verfügung. Und sie senden sie natürlich auch im eigenen Radioprogramm.

Das Rudolstadt-Festival im Radio

Konzert in der Stadtkirche mit Saucējas aus Lettland
Konzert in der Stadtkirche mit Saucējas aus Lettland, eingeladen von Latvias Radio, mitgeschnitten vom Bayerischen Rundfunk (Foto: Wolfgang Leyn)

Zu den Festival-Höhepunkten gehörte traditionell das Konzert eines Solisten aus dem Bereich von Folk und Weltmusik gemeinsam mit den Thüringer Symphonikern Saalfeld-Rudolstadt. Diesmal gastierte die Grammy-prämierte US-Soul-Sängerin Ledisi. Zu den großen Namen im Festivalprogramm gehörte auch der weltberühmte südafrikanische Jazzpianist Abdullah Ibrahim. Aufgetreten ist auch er zu nächtlicher Stunde im Schlosshof der barocken Heidecksburg hoch über Rudolstadt.

Sommerabendkonzert auf der Heidecksburg
Sommerabendkonzert beim Festival auf der der großen Bühne der Heidecksburg (Foto: Wolfgang Leyn)

Mit dem Deutschen Weltmusikpreis RUTH wurde Ezékiel Wendtoin Nikiema alias Ezé geehrt. Ezé, der in Dresden lebt, verbindet in seinen Liedern afrikanische Musiktraditionen mit Texten in Deutsch, Französisch und seiner Muttersprache Mòoré. Die Ehren-RUTH für das Lebenwerk erhielt die Leipziger Tanzpädagogin Sigrid Doberenz. Sie war 1983 Mitbegründerin der ersten (und einzigen) DDR-Volkstanzschule. Deren Kurse absolvierten bis 2004 rund 1.300 Tänzerinnen und Tänzer. Beim Festival in Rudolstadt leitete regelmäßig den Kindertanz an.

Weltmusikpreis RUTH geht 2025 nach Dresden und Leipzig

Ein halbes Jahrhundert auf der Bühne

Liederjan aus Hamburg, eine der renommiertesten Bands des deutschen Folk-Revivals, feierte in Rudolstadt ihren 50. Geburtstag. Die aktuelle Besetzung sowie drei frühere Mitglieder erzählten im Theater im Stadthaus Anekdoten aus einem halben Jahrhundert Bandgeschichte, waren in kurzen Video-Clips zu sehen und präsentierten sich außerdem musikalisch höchst lebendig und keineswegs altbacken. Sicheres Navigieren zwischen Folk, Chanson und Kabarett, souveräne Instrumentenbeherrschung, dazu mehrstimmiger Gesang – das sind bis heute Liederjans Markenzeichen.

Geburtstagskonzert "50 Jahre Liederjan" im Theater – von links: Rainer Prüss, Wolfgang Rieck, Philip Omlor, Jochen Wiegandt, Jörg Ermisch und Hanne Balzer (Foto: Wolfgang Leyn)

Nachwuchs mit Talent und Musizierfreude

Neue Töne in die Folkszene brachte wie schon 2024 das Jugendfolkorchester, ein 40-köpfiger Klangkörper, bestehend aus deutschlandweit ausgewählten Nachwuchskünstlern zwischen 12 und 27 Jahren. Die Instrumentalstücke und Lieder des abwechslungsreichen Programm waren gut ausgewählt und gekonnt arrangiert. Einstudiert wurden sie während eines mehrtägigen Probenlagers unter der Leitung von erfahrenen Folkmusikerinnen und -musikern. Das Ergebnis überzeugte auch diesmal wieder. Nicht zuletzt die ungeheure Spielfreude der Jugendlichen wurde vom Publikum mit begeistertem Beifall belohnt.

Jugendfolkorchester
Das Jugendfolkorchester überzeugte durch Können und Spielfreude (Foto: Wolfgang Leyn).

Kinderlieder-Songposium

Im Mittelpunkt des traditionellen „Songposiums“, bei dem jedes Jahr auf unterhaltsame Weise Liedgeschichte erzählt wird, standen in diesem Jahr zwei Männer, die sich im 19. Jahrhundert um die Jüngsten verdient machten – Friedrich Fröbel, der Erfinder des Kindergartens, und Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der viele bis heute beliebte Kinderlieder schrieb, zum Beispiel das über den Gesangswettstreit von Kuckuck und Esel, das Rätsellied vom Männlein im Walde oder von Frau Störchin...

Kinderlieder-Songposium
Kinderlieder-Songposium – neben "Songposiarch" Dieter Beckert aus Dresden Storch Toralf Thiesen aus Rostock und sechs Frösche aus Rudolstadt (Foto: Wolfgang Leyn)

Musizieren und Singen mit PROFOLK

Einen Instrumentenschwerpunkt gibt es beim Rudolstadt schon lange nicht mehr, doch die Aufnahme der Waldzither in die bundesweite Liste des immateriellen Kulturerbes im Frühjahr 2025 wurde natürlich gefeiert. Unter dem Motto „Waldimania“ spielten Musiker der verschiedensten Bands gemeinsam mit Tim Liebert, dem Initiator des Kulturerbe-Projekts von PROFOLK. Der Dachverband für Folk, Lied und Weltmusik in Deutschland lud auch wieder zum Session-Musizieren in den Garten des Rudolstädter Schillerhauses.

PROFOLK-Session im Schillergarten
PROFOLK-Session im Schillergarten (Foto: Wolfgang Leyn)

Geschafft: Die Waldzither ist immaterielles Kulturerbe!

Vielfalt und Können auch bei der Straßenmusik

Wie jedes Jahr wurde das Festivalprogramm abgerundet durch zahlreiche Workshops zum Musizieren und vor allem zum Tanzen, sei es im Tanzzelt oder im Saal. Es gab wieder ein Instrumentenbauzentrum, ein phantasievolles Kinderfest im Heinepark an der Saale und ein ungemein vielfältiges und hochinteressantes Angebot an Straßenmusik überall in der Stadt. Nicht weniger als 70 Künstler der verschiedensten Genres aus dem In- ind Ausland spielten beim Festival auf der Straße, in Höfen und Gärten.

Straßenmusik mit Crepes Sucette aus Weimar
Straßenmusik mit Crepes Sucette aus Weimar (Foto: Wolfgang Leyn)

Zum Nachhören: Künstler vom Rudolstadt-Festival 2025 bei MDR KULTUR

Das Rudolstadt-Festival 2025 im Radio

Vorschau: Das 34. Rudolstadt-Festival findet vom 2. bis zum 5. Juli 2026 statt. Länderschwerpunkt ist dann Österreich.

Stelzenläufer gehören zum Festival – mal sehen, welches Kostüm sie 2026 wählen werden... (Foto: Wolfgang Leyn)