Der Verein Profolk hat im Dezember 2023 gemeinsam mit dem Waldzitherverein Suhl und dem Harzklub Braunlage die Anmeldung der Waldzither zur Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO auf den Weg gebracht. Entschieden wird darüber in einem mehrstufigen Verfahren durch die Fachgremien von Ländern, Bund und UNESCO-Kommission. Näheres steht vielleicht schon fest, wenn der folker im nächsten Heft der Waldzither einen ausführlichen Artikel widmet.
Kastenhalslaute mit langer Geschichte
Die neunsaitige Waldzither hat nichts mit der Alpenländischen (Tisch-)Zither zu tun, sondern gehört zur Familie der Cistern und diese wiederum zu den Kastenhalslauten, die in Europa eine rund achthundertjährige Tradition besitzen. Thüringer und Harzer Cistern sind seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Gespielt wurden sie u. a. von Bergleuten und daher auch „Bergmannszither“ genannt. Hergestellt wurde die Thüringer Waldzither u. a. von Schäftemachern der Suhler Waffenfabriken, von Instrumentenbauern im vogtländischen Markneukirchen.
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Wandervogel und Deutschfolk-Revival
Beliebt war die Waldzither Anfang des 20. Jahrhunderts bei der Wandervogel-Bewegung. Es entstanden neue Formen, so 1897 die Hamburger Waldzither mit Schraubenkopf-Mechanik. In den siebziger und achtziger Jahren waren Waldzithern noch recht häufig in DDR-Gebrauchtwarenläden zu finden. Neu gebaute Instrumente kamen meist aus dem vogtländischen Musikwinkel. In den 80ern fanden sie schnell Eingang in die Folkszene. Angeregt durch das Vorbild von Bands wie Liederjan (Hamburg), Windbeutel und Skye (Ost-Berlin), Folkländer (Leipzig) oder Liedehrlich (Gera) spielten bald auch jüngere Bands Waldzither, zum Beispiel Bruder Anton (Freiberg), Bumfidl (Jena), die Dickband (Potsdam) und Ziegelsteins Musikanten (Neustrelitz).
Cister-Symposien und neue Beliebtheit
Für die Wiederbelebung des Instruments nach 1990 spielen die Waldzither- bzw. Cistersymposien seit 2003 in Suhl sowie der 2014 gegründete Waldzitherverein eine wichtige Rolle. Wanderausstellungen, organisiert gemeinsam mit Hochschulen und Museen, machten das Instrument bekannt. Eine solche Ausstellung wurde 2015 beim Rudolstadt-Festival gezeigt, passend zum Programmpunkt „Magic Cister“. Bei diesem wurde die Instrumentenfamilie der Cistern vorgestellt, zu der auch die Portugiesische Gitarre (bekannt als Fado-Instrument), die Nordic Mandola oder das Irish Bouzouki zählen. Wichtiger musikalischer „Botschafter“ der Thüringer Waldzither ist seit 2013 die Folkband Hüsch in Jena, entstanden im Zusammenhang mit einem der Suhler Cister-Symposien. Die 2021 gegründete Leipziger Folkband Waldzitherpunk drückt die Vorliebe für das Instrument sogar in ihrem Namen aus.