Was will die DeutschFolk-Initiative? | 23.09.21

Mit ihrem Festival vom 23.-26. September in Jena hat sich die DeutschFolk-Initiative erstmals öffentlich zu Wort gemeldet. Für wen steht eigentlich diese Initiative? Und wofür? Was bringt sie denen, die sich daran beteiligen? Tim Liebert von der Band HÜSCH aus Jena, der sich als Liedermacher Doc Fritz nennt, gehört zu den treibenden Kräften der DeutschFolk-Initiative. Hier seine Antworten:

Seit wann gibt es die Initiative? Und wie kam sie zustande?

Tim Liebert

Es gibt uns reichlich einem Jahr. Wir hatten uns im Juli 2020 nach einem HÜSCH-Konzert in Halle mit Leuten von Bube Dame König und der Liedermacherin Peggy Luck aus Leipzig getroffen. Der Gedanke, die sich gerade wieder formierende Deutschfolk-Szene zu vernetzen und der eigenen traditionellen Musik mehr Öffentlichkeit zu schaffen, geistert uns allen schon länger im Kopf herum. Es gibt momentan viele Musiker, die da sehr aktiv sind (z.B. beim Online-Festival „Sang und Klang“ von Gudrun Walther). Beim oben genannten Treffen haben wir das erste Mal sehr konkret über Wege geredet, das wirklich anzugehen. In der Folge begannen vor allem Jan Oelmann und ich Bands zu kontaktieren, um sie für die Sache zu gewinnen.

Warum engagierst Du Dich für die DeutschFolk-Initiative?

Ich spiele schon seit meinen ersten Gehversuchen als Musiker auch traditionelle deutsche Sachen. Ich bin ein Kind des Folkrevivals, habe aber auch recht stabile Wurzeln im Vogtland und finde das schlicht toll und selbstverständlich. Mir ist sehr daran gelegen, dass viele Menschen wieder ein entspanntes Verhältnis zu ihrer eigenen Kultur haben, da einem das in dieser schnelllebigen Zeit ein wertvoller Anker sein kann.

Inwiefern ist sie sinnvoll und notwendig? Weshalb gerade jetzt?

Oft sind die Leute sehr gerührt, wenn sie bei einem unserer Konzerte waren, aber die Akzeptanz ist recht durchwachsen und oft mit Vorurteilen belegt. Da schauen wir immer neidisch ins Ausland, wo traditionelle Musik ganz anders aufgestellt ist. Etwa in Skandinavien wird sie massiv gefördert. Ich glaube, wenn wir das nur in Ansätzen hinbekommen, findet diese Musik wieder den Weg in die breite Öffentlichkeit, und die Leute merken, wie wichtig es ist. Gerade jetzt, da alles, was im weiteren Sinne nach „Heimat“ klingt, politisch vereinnahmt wird. Wir wollen, dass einheimische, regionale Musik den Stellenwert bekommt, den sie verdient und eine breite Öffentlichkeit erreicht. Und das fernab von Klischees, vordergründig kommerziellen Interessen und nationalistischem Gehabe. Außerdem gibt es gerade eine Menge junge Leute, die regionale Musik für sich entdecken und nach Mitstreitern und Material suchen.

Welche Bands oder Solisten gehören zur DeutschFolk-Initiative?

Das ist eine schwierige Frage, da die Grenzen des Genres fließend sind. Wir starten erstmal mit 18 Profi-Bands, die im September auf unserer Homepage vorgestellt werden. Alle bearbeiten traditionelle deutsche Musik sehr zeitgemäß und virtuos. Dazu gehören Deitsch, HÜSCH, Bube Dame König, TradTöchter, Unfolkkommen und Tworna, die jetzt auch live beim ersten DeutschFolk-Festival in Jena zu erleben sind. Wenn man Amateure, Liedermacher, Chöre, Mittelalterbands usw. noch aktivieren kann, hier mitzugehen, wird es sicherlich schnell vierstellig. Diese Breitenwirkung ist gewollt.

Wie kann man sich beteiligen?

Die Initiative ist organisiert unter dem Dach des PROFOLK-Vereins, der deutschen Institution in Sachen Folk und Lied. Da kann man natürlich Mitglied werden und uns so unterstützen. Es gibt schon einen Online-Stammtisch der DeutschFolk-Initiative. Dazu soll noch ein Forum kommen, um die Vernetzung voranzutreiben.

Was hat man davon, wenn man mitmacht?
Auf unserer Homepage wird es für Interessierte auch Material geben, Noten, Texte, Tipps zu Instrumenten, Festivals und vieles mehr. Wir wollen ja neben der Vernetzung auch das Selbermachen fördern, sozusagen unter Anleitung von Fachleuten. Was man davon hat, ist eine Art Bewusstseinserweiterung und am Ende hoffentlich viel Spaß mit heimischer Musik. Wir möchten, dass Leute sich am Abend wieder gemeinsam hinsetzen und singen. Und das am besten in ihrer Muttersprache.