(Über) 40 Jahre Volkstanz in Leipzig | 13.06.22

40 Jahre Kreuz & Square und zugleich vier Jahrzehnte Mitmach-Volkstanz in Leipzig werden wegen Corona erst mit zweijähriger Verspätung gefeiert, dafür aber gleich doppelt: ganz groß am 25. Juni in Markkleeberg ab 19.30 Uhr im Ratskeller „Zur Linde“ (Großer Lindensaal) und noch einmal (eine Nummer kleiner) während des Rudolstadt-Festivals, am 8., 9. und 10. Juli, im Tanzzelt inmitten des Heineparks. Herzlichen Glückwunsch!

Kreuz & Square mit Folkländer im Sommer 1980 während der DDR-Arbeiterfestspiele im Bezirk Rostock, ganz links Tanzmeisterin Sigi Lembke (Foto: Stefan Gööck)

1980 gründeten Freunde der Leipziger Band Folkländer die Tanzgruppe Kreuz & Square. Als erste ihrer Art in der DDR machte sie sich daran, die Tanzbegeisterung des jugendlichen Folk-Publikums in die richtigen Bahnen zu lenken, also zu erklären und vorzuführen, wie man sich zu welchem Tanz bewegt. Nicht Perfektion stand und steht dabei im Vordergrund, sondern das fröhliche Miteinander. Begonnen hatte die Entwicklung des Mitmach-Volkstanzes im Januar 1980 in Leipzig während der 1. Zentralen Musikfolklorewerkstatt der DDR. Damals erlebte die (noch namenlose) Tanzgruppe von Folkländer mit Tanzmeisterin Sigrid Lembke (heute Römer) ihre Premiere. Unvergessen sind die Volkstanzabende in den 80er Jahren, besonders die in der Leipziger Kongresshalle.

Ostfolk im Gespräch - Folge 7: Jetzt wird getanzt (mit Sigrid Römer)

Tanzen – aber wie?

Typisch für die Tänzerinnen und Tänzer der Anfangszeit waren ihr beeindruckender Enthusiasmus und ihre mehr als dürftigen Kenntnisse. Kreuz & Square lud daraufhin ab 1982 zu öffentlichen Proben ein. Doch der große Besucherandrang – 300 bis 400 Leute pro Abend – ließ kein richtiges Tanzen zu. Jürgen Brehme erinnert sich an diese Zeit:

"Ein begeistertes Publikum stürzte über die überfüllte Tanzfläche zu ungewöhnlichen Rhythmen; eine selbst noch unsichere Tanzgruppe versuchte, dem Ganzen den Anschein von Polka, Mazurka oder Rheinländer zu geben".

(Folkblatt Nr. 5/90)

Volkstanzschule und internationales Festival

Kurs mit Tanzlehrerin Sigi Doberenz
(Foto: Peter Uhlmann)

Im September 1983 begann dann, unterstützt durch den damals gerade in Gründung befindlichen Folkklub, der erste Kurs der Leipziger Volkstanzschule, für ein halbes Jahr mit 30 bis 35 Teilnehmern. Dem Anfängerkurs schloss sich 1985 einer für Fortgeschrittene an. Die Volkstanzschule in Leipzig war die erste und blieb die einzige des kleinen Landes.

Der Mitmach-Volkstanz erlebte einen Boom und wurde während der 80er Jahre zu der Zugnummer der DDR-Folkszene. Großen Anteil haben daran die Tanzgruppe Kreuz & Square und natürlich auch die Musiker von Folkländers Bierfiedlern.

Der Osten tanzt – Bilder aus den 80ern

Tanzhausfest in der Kongresshalle am Zoo
(Foto: Stefan Gööck)

1986 fand in Leipzig das erste internationale Tanzhausfest statt. Beteiligt waren daran 16 Bands und Tanzgruppen aus der ganzen DDR. Als Stargast spielte die Oysterband aus England. In der Kongresshalle vergnügten sich während des Festivals Abend für Abend an die 1.000 junge Leute beim Volkstanz auf einem der größten "schwingenden Tanzböden" Europas.

Die Leipziger Kongresshalle wurde im Herbst 1988 baupolizeilich gesperrt. 2015 wurde das Gebäude denkmalgerecht restauriert. Volkstanzabende werden dort wohl aber nie wieder veranstaltet. Das Tanzhausfest hat erfreulicherweise den Verlust seiner bedeutendsten Spielstäte, den Systemabsturz in der DDR und auch einen Generationswechsel erfolgreich überstanden und findet nach wie vor zu Himmelfahrt statt.

Revival mit Jubiläums-Band

Zum Revival-Volkstanzabend am 25. Juni im Markkleeberger Ratskeller kommen Akteure von damals wieder zusammen, um mit ihrem vielleicht nicht mehr ganz so übermütig umherspringenden Publikum das Jubiläum zu feiern. Gastgeber ist das „Geburtstagskind“ Kreuz & Square mit den Tanzmeisterinnen Sigrid Römer und Sigrid Doberenz. Die Nachfahren der Tanz & Spring Band, mit Tanzmeisterin Christine Uhlmann, steuern eine Runde mit schottischen Tänzen bei.

Mit Kreuz & Square musiziert an diesem Abend, wie auch dann in Rudolstadt eine eigens fürs Jubiläum zusammengestellte Band: Ingeborg Freytag (Geige und Gesang), Sophia Holler (Akkordeon), Tim Liebert (Waldzither, Bouzouki, Mandoline, Whistle, Background), Dirk Wasmund (Klarinette, Blockflöte, Sopransaxofon), Ulrich Doberenz (Kontrabass), Per Winker (Schlagzeug).