Im Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß präsentieren am letzten Maiwochenende Handwerker, Musikanten und Tänzer, Schauspieler und Puppenspieler, Shanty-Chöre und Alphornbläser, Trachtengruppen, Historiendarsteller, Puppenspieler und Plattschnacker immaterielles Kulturerbe aus Mecklenburg-Vorpommern. Eingeladen dazu hat der Heimatverband des Landes. Es darf mitgesungen und mitgetanzt werden u. a. zur Musik der Windros Session Band. Impression vom Windros Festival 2013 im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß (Foto: Volker Janke)
Was haben Spinnen, Tischlern oder Märchenerzählen mit Folk zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten und dritten eine ganze Menge. Denn sowohl überlieferte Handwerks- und Handarbeitstechniken als auch traditionelle Lieder und Tänze gehören zum immateriellen Kulturerbe.
Menschen tanzen, feiern und singen. Sie pflegen Bräuche, Beziehungen und ihre Umwelt. Dabei erhalten und gestalten sie ihr kulturelles Erbe, indem sie ihr Wissen und Können an die nächsten Generationen weitergeben.
Website der deutschen UNESCO-Kommission zum immateriellen Kulturerbe
Früher haben die Frauen an den langen Winterabenden in der Spinnstube gemeinsam gesungen. Und es wurden Märchen erzählt. „Von dem Fischer un syne Frau“ zum Beispiel, das die Brüder Grimm später in ihre Sammlung aufnahmen. Dadurch wurde der Stoßseufzer des Fischers: „Myne Fru de Ilsebill will nich so, as ik wol will!“ weit über den niederdeutschen Sprachraum hinaus bekannt. Auch die Fischer haben beim Netzeflicken nicht eisern geschwiegen. Dieses Fischerlied aus dem Ort Mönchgut auf der Insel Rügen war in den 70er Jahren auch in der Deutschfolkszene beliebt:
Hal mi den Saalhund ut 'n Stranne to Lanne!
He hett mi all de Fisch upfräten,
hett mi 't ganze Nett terräten.
Hal mi den Saalhund Ut 'n Stranne to Lanne!
Hal mi den Saalhund - eine Aufnahme mit Helmut Debus von der LP „Wat ik meen“ (1977).
Der Programmablauf beim Festival der Traditionen
Der Festivalort
Für das erstmals veranstaltete Festival der Traditionen von Mekclenburg-Vorpommern lässt sich nur schwer ein Ort vorstellen, der besser dafür geeignet wäre als Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß. Es informiert über die Lebensweise der mecklenburgischen Landbevölkerung vom 17. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die meisten der siebzehn Gebäude und Objekte auf dem Museumsgelände stammen aus dem historisch gewachsenen im ehemaligen Fischer- und Bauerndorf Mueß am Südufer des Schweriner Sees, das über Jahrhunderte fast unverändert blieb.
Im Mittelpunkt des fünfeinhalb Hektar umfassenden Museumsgeländes steht die kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg entstandene Büdnerei mit Hofanlage und Scheune. Besichtigt werden können außerdem die Hirtenkaten, eine Dorfschmiede, die Dorfschule aus dem Jahr 1888 mit dem Dorflehrergarten, ein Spritzenhaus. Ein eigener Ausstellungsbereich informiert über die Binnenfischerei. Im Museum werden 100 Nutzpflanzenarten erhalten, davon rund 50 Obstsorten, die seit dem 19. Jahrhundert in Mecklenburg angebaut wurden.
Die Sammlungen des Museums wurden begründet vom Nestor der mecklenburgischen Volkskunde Richard Wossidlo (1859-1939). Sie umfassen u. a. ländliche Volkskultur, Arbeits-, Handwerks- und Alltagsgeräte, Trachten und Trachtenschmuck.
Auf dem Museumsgelände finden regelmäßig Tanz- und Musikveranstaltungen, Theateraufführungen, Kinderfeste und Handwerksmärkte statt. Vom 6. bis 8. September ist das Freilichtmuseum in Schwerin Mueß Schauplatz des 12. Windros Festivals, eines renommierten internationalen Folkfestivals.