Schallplattenpreis für Folkländer | 15.11.21

Der Vierteljahrespreis der deutschen Schallplattenkritik geht an die Leipziger Band Folkländer, für deren CD "So viele Wege. Vol 1". Und zwar nicht in der Kategorie "Folk/Singer-Songwriter" wie im September bei Tworna, sondern in der Sparte "Liedermacher". Aber das hat schon seine Richtigkeit, betrachtet man die künstlerische Entwicklung vor allem der beiden Protagonisten Jürgen B. Wolff und Manfred Wagenbreth.

"Spezialität der Formation ist seit jeher, traditionelles und eigenes Material taufrisch zu präsentieren. Aus der Zusammenstellung der Lieder ergibt sich mancher Denkanstoß, alles ist angereichert mit Humor, Ironie und Satire. Die in Leipzig gegründete Band musiziert seit mehr als vier Jahrzehnten in unterschiedlichen Besetzungen, doch: 'solang wir noch Folksongs spieln, solang sind wir jung'."

So schreibt namens der Jury Kai Engelke. Der Schriftsteller, Liedersänger und Musikjournalist (Jahrgang 1946) lebt in Surwold/Emsland. Er ist ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift "folker".

Folkländer, gegründet 1976, zählte schon nach kurzer Zeit zu den wichtigsten Bands des Ostfolk-Revivals. In den 80ern trennten sich dann sie Wege von Jürgen B. Wolff und Manfred Wagenbreth. Wolff entschied sich fürs Liedermachen, tat sich 1986 mit Dieter Beckert zum Duo Sonnenschirm zusammen, während Wagenbreth mit Folkländers Bierfiedlern zum Volkstanz spielte, bevor er später ebenfalls daran ging, eigene Songs zu schreiben. In den Jahren nach 1998 standen Musiker aus verschiedenen Folkländer-Phasen dann gemeinsam mit Gästen in der Leipziger Folk Session Band auf der Bühne. Anschließend war für rund 20 Jahre Funkstille.

Zwei eigentlich wenig erfreuliche Ereignisse - die Trauerfeier für den Band-Mitbegründer Peter Uhlmann im Herbst 2018 und die Zwangspause durch die Pandemie - führten dann zum höchst erfreulichen Wieder-Zusammenkommen von Folkländer, und zwar in genau der Quintett-Besetzung, die vor 40 Jahren der erste Langspielplatte der Band ("Wenn man fragt, wer hat's getan") eingespielt hatte, erweitert um eine Musikerin aus jüngerer Zeit. Nun also "So viele Wege Vol. 1" als Geschenk der Band an "jene, die vier Jahrzehnte darauf beharrten, dieses Ensemble zu mögen" (Jürgen B. Wolff im Booklet). Zu den alten Freunden kamen neue Bewunderer - in der Jury des Vereins der Deutschen Schallplattenkritik. Herzlichen Glückwunsch!

PS: "So viele Wege Vol. 2" ist schon in Arbeit.

CD-Tipp: Folkländer: „So viele Wege“ | 21.08.21