Matthias „Match“ Walther ist tot | 23.08.24

Er war 1979 Mitbegründer und dann jahrzehntelang Frontmann und treibende Kraft der Plauener Gruppe Landluper. Sie ist die dienstälteste vogtländische Folkband und zugleich eine unverwechselbare Stimme im ostdeutschen Folk-Revival. Am 3. August ist Matthias Walther nach zweijähriger schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren in Plauen gestorben.

1958 in Plauen geboren und zur Schule gegangen, war Match als Bäckerlehrling ab 1976 häufig zu Gast im Club Malzhaus. 1978 wurde er dessen Mitglied. Das von Jugendlichen ausgebaute mittelalterliche Kellergewölbe im Zentrum von Plauen war damals einer der renommiertesten Spielorte der DDR-Folkszene. Mitglieder von Folkländer und Heureka in Leipzig, von Wacholder in Cottbus und Notentritt in Halle wurden hier musikalisch sozialisiert. 1979 gründete Match gemeinsam mit seiner Schwester Almut und mehreren Freunden die Gruppe Landluper. Hier spielte er Gitarre, Mandoline, Mandola und später auch Drehleier.

Hausband des Plauener Malzhauses

Zum vielfältigen Repertoire der Gruppe, die bald zur Hausband des Malzhauses avancierte, gehörten skandinavische, holländische, rumänische und jiddische Lieder und Tänze sowie deftiger deutscher Folk, gern auch im vogtländischen Dialekt, sowie eigene Vertonungen. Selbst der 15/16-Takt rumänischer Folklore, die Vasile Marian in die Band einbrachte, wurde gemeistert. „Das tat anfangs weh“, erinnerte sich Match, „ging aber dann“.

Im August 1981 fand am Malzhaus die legendäre „Folkhochzeit“ zwischen Landluper und Quitilinga aus Quedlinburg statt. Das lustvoll zelebrierte musikalisch-szenische Event war zugleich der Versuch, das Auftrittsverbot für Jens Paul Wollenbergs Band zu unterlaufen. Match war dabei auf Seiten von Landluper der Hochzeits-Hauptakteur.

Keine Frage, dass sich die Band im Sommer 1982 maßgeblich an den Freiluftkonzerten zum Abschied vom Club Malzhaus beteiligte. Damals wurde das unangepasste Jugendzentrum unter dem Vorwand von Restaurierungsarbeiten durch die DDR-Behörden geschlossen. Von 1981-89 spielte Landluper gemeinsam mit Tanzmeister(in) und Vortanzpaaren der Gruppe Tanztölpel in Plauen und anderswo auch zum Folktanz.

Rundfunk-Produktionen und Auftrittsverbot

Von Landlupers rund 30 Studioproduktionen im DDR-Rundfunk ist mir vor allem das antimilitaristische Volkslied „Der unerbittliche Hauptmann“ im Gedächtnis geblieben. Match interpretierte es wunderbar schlicht und gerade deshalb eindringlich. Ironie des Schicksals – mit eben diesem Lied begründeten die Kulturbehörden 1980 die Nicht-Verlängerung der Auftrittserlaubnis für die Band. Anschließend konnte Landluper ein Jahr lang nur bei kirchlichen oder privaten Veranstaltungen spielen.

1991 gewann Landluper im wiedereröffneten Malzhaus beim ersten Plauener Folkherbst den Publikumspreis. In den Folgejahren wirkte die Band in der Jury des Wettbewerbs um den europäischen Folkpreis „Eiserner Eversteiner“ mit. Zwei CDs hat die dienstälteste vogtländische Folkband eingespielt. Über seine Jahre mit Landluper schrieb mir Match 2011: „War 'ne verdammt schöne Zeit – sicher auch unsere Jugend“.

Musikbegeistert, bodenständig, herzlich

Match musste in seinem Leben manche Schicksalsschläge einstecken – 1999 den Unfalltod eines Freundes und Musikerkollegen, den Arbeitsplatzverlust, zum Schluss den folgenschweren Sturz mit Hirnblutung. In Erinnerung bleibt mir Match als begabter und begeisterter Folkmusiker und als bodenständiger, herzlicher, trinkfester, aufrechter, kameradschaftlicher Mensch.

Landluper in Audio und Video:
https://www.youtube.com/results?search_query=Landluper

Lied-Empfehlung:
"Autumn comes" mit Landluper