Ende Oktober traf sich im Malzhaus Plauen die Gründergeneration der Ostfolkszene zum "Altenheimspiel". Wegen Corona war das Event zweimal verschoben worden. Nun fand es genau 45 Jahre nach jenem DDR-offenen Werkstatt-Wochenende Ende Oktober 1976 in Leipzig statt, dem "Urknall" des hiesigen Folk-Revivals. Zu erleben gab es in Plauen ein Wochenende voll Wiedersehensfreude und Musizierspaß. Auf dem Programm standen Konzerte und Session, außerdem Fotogalerie, Lesung und Podiumsgespräch.
Vielfältiges Repertoire
Es sangen und spielten Mitglieder einstiger Bands wie Brummtopf und Saitensprung aus Erfurt, Skye, Windbeutel und JAMS aus Berlin, Enniskillen aus Greifswald, Landluper aus Plauen, Jens-Paul Wollenberg mit der Münzenberger Gevattern Kombo aus Quedlinburg und die Folkländer aus Leipzig, letztere seit 2020 wieder aktiv. Das Repertoire in Konzert und Session war so vielfältig wie ehedem. Das Spektrum reichte vom Loblied auf den schottischen Volkshelden McPherson bis hin zur DDR-Schlagerparodie, vom amerikanischen Folksong "Old Joe Clark" über das irische "Farewell to Enniskillen", das Volkslied vom selbstbewussten "Wacker Mädchen", das plattdeutsche Tanzlied "Mudder Wittsch" über "Trinkers Testament" bis hin zum Lied vom Spielmann, der in den Himmel kommt, weil die Kinder beim Herrgott für ihn gutsagen. Nicht zu vergessen das irische Abschiedslied "Fiddler's Green" für Kies von Wacholder, der wenige Tage zuvor plötzlich gestorben war.
"Wunderbare Stunden"
Mindestens ebenso wichtig wie das musikalische Programm war das "Weißt du noch?". Viele, die gekommen waren, hatten sich ja seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Und waren dann des Lobes voll für die "wunderbaren Stunden" (Wolfgang Mahrle). "Keine Meckereien, keine Unstimmigkeiten. Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen und bin noch ganz euphorisch (Heidi Ruppel). "Das Altenheimspiel hat sehr gut getan" (Uli "Pils" Müller). "Es hat mir viel Freude und Vergnügen bereitet, euch alle wiederzusehen und vor allem, einen großen Teil von euch auf der Bühne zu erleben" (Dietmar "Alphorn" Schultz). "Es war ein sehr schönes Wochenende. Wir werden noch lange davon zehren" (Angelika Scheel).
Kurz gesagt: Das Konzept des "Altenheimspiels", das sich Jürgen B. Wolff (Folkländer) zusammen mit Heidi Ruppel (Ex-Brummtopf und Saitensprung) und Schottenschulle (Ex-Skye) ausgedacht hatte, ist voll aufgegangen, auch dank des engagierten Teams im gastgebenden Malzhaus. Hinzuzufügen wäre noch dies: Eigentlich hätte das Werkstatt-Wochenende vor 45 Jahren nicht in Leipzig, sondern im Malzhaus Plauen stattfinden sollen, was 1976 aber nicht genehmigt wurde. Ein Hoch auf den langen Atem! Und weiter viel Erfolg für den laufenden FolkHerbst...
Schöne Bilder
Hier sind Silvia Hauptmanns Fotos vom "Altenheimspiel" in Plauen: