Gelungenes Folk-Familientreffen | 06.11.21

Ende Oktober traf sich im Malzhaus Plauen die Gründergeneration der Ostfolkszene zum "Altenheimspiel". Wegen Corona war das Event zweimal verschoben worden. Nun fand es genau 45 Jahre nach jenem DDR-offenen Werkstatt-Wochenende Ende Oktober 1976 in Leipzig statt, dem "Urknall" des hiesigen Folk-Revivals. Zu erleben gab es in Plauen ein Wochenende voll Wiedersehensfreude und Musizierspaß. Auf dem Programm standen Konzerte und Session, außerdem Fotogalerie, Lesung und Podiumsgespräch.

Schottenschulle (Peter Schultze) aus Berlin eröffnete das "Altenheimspiel". © Silvia Hauptmann

Vielfältiges Repertoire

Es sangen und spielten Mitglieder einstiger Bands wie Brummtopf und Saitensprung aus Erfurt, Skye, Windbeutel und JAMS aus Berlin, Enniskillen aus Greifswald, Landluper aus Plauen, Jens-Paul Wollenberg mit der Münzenberger Gevattern Kombo aus Quedlinburg und die Folkländer aus Leipzig, letztere seit 2020 wieder aktiv. Das Repertoire in Konzert und Session war so vielfältig wie ehedem. Das Spektrum reichte vom Loblied auf den schottischen Volkshelden McPherson bis hin zur DDR-Schlagerparodie, vom amerikanischen Folksong "Old Joe Clark" über das irische "Farewell to Enniskillen", das Volkslied vom selbstbewussten "Wacker Mädchen", das plattdeutsche Tanzlied "Mudder Wittsch" über "Trinkers Testament" bis hin zum Lied vom Spielmann, der in den Himmel kommt, weil die Kinder beim Herrgott für ihn gutsagen. Nicht zu vergessen das irische Abschiedslied "Fiddler's Green" für Kies von Wacholder, der wenige Tage zuvor plötzlich gestorben war.

"Wunderbare Stunden"

Mindestens ebenso wichtig wie das musikalische Programm war das "Weißt du noch?". Viele, die gekommen waren, hatten sich ja seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Und waren dann des Lobes voll für die "wunderbaren Stunden" (Wolfgang Mahrle). "Keine Meckereien, keine Unstimmigkeiten. Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen und bin noch ganz euphorisch (Heidi Ruppel). "Das Altenheimspiel hat sehr gut getan" (Uli "Pils" Müller). "Es hat mir viel Freude und Vergnügen bereitet, euch alle wiederzusehen und vor allem, einen großen Teil von euch auf der Bühne zu erleben" (Dietmar "Alphorn" Schultz). "Es war ein sehr schönes Wochenende. Wir werden noch lange davon zehren" (Angelika Scheel).

Kurz gesagt: Das Konzept des "Altenheimspiels", das sich Jürgen B. Wolff (Folkländer) zusammen mit Heidi Ruppel (Ex-Brummtopf und Saitensprung) und Schottenschulle (Ex-Skye) ausgedacht hatte, ist voll aufgegangen, auch dank des engagierten Teams im gastgebenden Malzhaus. Hinzuzufügen wäre noch dies: Eigentlich hätte das Werkstatt-Wochenende vor 45 Jahren nicht in Leipzig, sondern im Malzhaus Plauen stattfinden sollen, was 1976 aber nicht genehmigt wurde. Ein Hoch auf den langen Atem! Und weiter viel Erfolg für den laufenden FolkHerbst...

Schöne Bilder

Hier sind Silvia Hauptmanns Fotos vom "Altenheimspiel" in Plauen:

Landluper, die "Hausband" des Plauener Malzhauses, u. a. mit "Trinkers Testament". © Silvia Hauptmann

Erik Kross aus Berlin, einst bei Folkländer, dann bei Wacholder, später bei Heureka, spielte ein Werk von Chick Corea mit Hackbrett und Loops. © Silvia Hauptmann

Hommage an Kies, mit Folkländer, Heidi Ruppel (hinten Mitte), Dietmar "Alphorn" Schultz (rechts daneben), Dieter Beckert (vorn links), und Almut Kokott (Ex-Wacholder) am Standmikrofon. © Silvia Hauptmann

Drei alte Noten aus Berlin, rechts Gabi Martin (Ex-Windbeutel), u. a. mit dem "Spielmann aus Franken". © Silvia Hauptmann

Karl-Heinz "Lemmer" Lembke (links) und Bernd Stamm (2. von rechts) von Ex-Enniskillen, Ingo Wetzker (Ex-Rote Hagebutte) und Schotten-Schulle, u. a. mit "Farewell to Enniskillen" aus Irland. © Silvia Hauptmann

Schottenschulle und Barbara Blickensdorff, beide vor vier Jahrzehnten bei Skye aus Berlin. © Silvia Hauptmann

Wolfgang Mahrle (Saitensprung) und Angelika Scheel (Ex-Brummtopf), beide aus Erfurt), u. a. mit "Es ging ein wacker Mädchen", ganz rechts Moderator Dieter Beckert. © Silvia Hauptmann

Bob und Helga Lumer (Ex-Bordun aus Berlin), mit ihrer Tochter Inka (Mitte) spielen sie heute bei den Neighbors. © Silvia Hauptmann

Dietmar "Alphorn" Schultz (Ex-Sanddorn aus Heiligendamm), heute bei Tricolora Berlin. © Silvia Hauptmann

Musikalische Anarchie mit der Münzenberger Gevattern Kombo aus Quedlinburg, in der Mitte Jens-Paul Wollenberg, neben ihm Gastmusikerin (und Moderatorin) Peggy Luck. © Silvia Hauptmann

Tim Liebert von Hüsch aus Jena lieferte die Musikbeispiele zum Podiumsgespräch mit Buchautor Bernhard Hanneken. © Silvia Hauptmann

JAMS aus Berlin - von links: Michael „Waki“ Waterstradt, Jo Meyer, Gastmusiker Tilo Baumbach, Wolfgang Meyering. © Silvia Hauptmann

Folkländer spielten Titel von ihrer neuen CD "So viele Wege". Vorn links Jürgen B. Wolff , rechts daneben Manfred Wagenbreth. © Silvia Hauptmann