CD-Tipp: Waldzitherpunk | 21.12.23

CD-Cover Waldzitherpunk

VON WOLFGANG LEYN

Seit 2021 belebt die Mehrgenerationen-Band die Leipziger Folkszene. Ihr Repertoire reicht von Villon über Brecht bis zum erotischen Volkslied, bekannt von der Wacholder-LP, eigene Kompositionen inklusive. Beim CD-Release-Konzert im Frühjahr überzeugte Waldzitherpunk mit Zartheit und Ekstase, mit Frische und ungeheurer Spielfreude. Und das tut sie in vollem Maße auch auf der Silberscheibe.

Übersetzt man Punk mit „drei Akkorde“, dann ist der Bandname Waldzitherpunk ganz klar Etikettenschwindel. Dafür spielen Toni, Peggy und Helene viel zu gut Waldzither, Gitarre, Geige sowie diverse Flöten und Jens die Mundharmonika. Durchaus punkmäßig dagegen sind Kraft und Direktheit des Gesangs, etwa bei „Herr Wirt, so lösche unsre Brände“, einem erotischen Trinklied des Oswald von Wolkenstein, Titelsong der Wacholder-LP von 1983. Oder bei „Alleweil bei der Nacht“, gefunden in einem Folkländer-Lieder-Heft aus der „vorigen Folkwelle“, wie es im Booklet heißt.

Zehn von den zwölf Stücken auf der CD sind Lieder - darunter Song- und Chanson-Klassiker wie Bertolt Brechts „Ballade vom Wasserrad“ oder François Villons „Rotes Haar“. Aus der Zeit vor der Märzrevolution von 1848 stammen das „Bürgerlied“ und „Ich bin ein freier Mann und singe“. Die erstaunlich aktuellen Texte von „Haus auf Abbruch“ und „Tod eines Planeten“ hat Eugène Pottier geschrieben, dessen bekanntestes Werk „Debout! Les damnés de la terre!“ von 1871, in viele Sprachen übersetzt, zur internationalen Hymne der Arbeiterbewegung wurde. Zwei Instrumentalstücke runden das Angebot ab.

Helene Déus und Toni Linke beim Release-Konzert (Foto: Wolfgang Leyn)
Helene Déus und Toni Linke beim Release-Konzert von Waldzitherpunk (Foto: Wolfgang Leyn)

So abwechslungsreich wie die Auswahl der Stücke ist deren Arrangement. Das ist vielleicht nicht wirklich Punk, dafür aber Liedermacher-Folk vom Feinsten. Dieser erste Tonträger von Waldzitherpunk macht neugierig auf den zweiten und vor allem auf die Live-Konzerte der Band. Von dieser unverwechselbaren Stimme der aktuellen Folkwelle wird man sicher noch öfter hören.

Peggy Luck und Jens-Paul Wollenberg beim Release-Konzert (Foto: Wolfgang Leyn)

Und so klingt Waldzitherpunk (youtube)