CD-Tipp: Folkländer: „So viele Wege“ | 21.08.21

Während der 2. Leipziger Liedernächte feiern die Folkländer ihren 45. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Die 1976 von Studenten gegründete Band gehörte zu den einflussreichsten der DDR-Folkszene. Nach manchen Metamorphosen und etlichen Jahren Funkstille meldet sie sich zurück. Auf der Bühne und mit einer neuen CD.

Folkländer 2021: Manfred Wagenbreth, Uli Doberenz, Gabi Lattke, Jürgen B. Wolff, Heidi Eichenberg, Ulrike Triebel, von links (Foto: Silvia Hauptmann)

Zunächst spielte die Band Irish Folk, später doppelbödige deutsche Volkslieder, schließlich zum Folkstanz. Außer beim Instrumenten-Selbstbau gingen die Folkländer auf fast allen wichtigen Feldern voran: beim Recherchieren in Volksliedarchiven, 1976 und 1980-1984 als Veranstalter der DDR-Folkwerkstätten, 1978 bei der Herausgabe von Liederheften (ab 1984 auch des „Leipziger Folksblatts“). Gemeinsam mit Musikern, Tänzern und Freunden von zehn Bands stellten sie 1984 den Folkklub Leipzig auf die Beine. Der richtete dann ab 1986 die internationalen Tanzhausfeste aus. Folkländers 1981 eingespielte LP „Wenn man fragt, wer hat’s getan“, erschienen 1982, war die erste eigene Langspielplatte einer Gruppe der damals noch jungen Folkszene beim DDR-Staatslabel AMIGA. Bandmitglieder waren oder sind dem Metier verbunden im Team des Rudolstadt-Festivals bzw. als Musikredakteur im MDR Kulturradio.

Folkländer 1981/82: Uli Doberenz, Jürgen B. Wolff, Ulrike Triebel, Gabi Lattke, Manfred Wagenbreth (von links)

In den folgenden Jahrzehnten gab es etliche Besetzungswechsel und Namensänderungen: Aus den Folkländern wurden 1982 Folkländers Bierfiedler, 1994 die Bierfiedler, schließlich 2004 bis 2008 Sieben Leben). Parallel dazu spielten 1998 bis 2001 Folkländer-Mitglieder zusammen mit weiteren Musikern in der Leipziger Folk Session Band. Nach jahrelanger Bühnenabstinenz erhoben sich die Folkländer im Februar 2020 bei den 1. Leipziger Liedernächten wie Phönix aus der Asche. In einer fünfköpfigen Besetzung, aus der inzwischen ein Sextett wurde, erstmals in der Bandgeschichte je zur Hälfte Männer und Frauen. Bedingt durch Corona wurde die Geburtstagsfeier vom Januar 2021 auf den August verschoben. Angenehmer Nebeneffekt: So blieb Zeit für die Aufnahme der neuen CD, welche die Band sich und ihren Fans zum 45. Geburtstag schenkt.

Reinhard „Pfeffi“ Ständer hat sie für ostfolk.de gehört. Hier seine Rezension:

Wenn das nicht guinnessbuchrekordverdächtig ist: Fast vierzig (!) Jahre nach ihrer ersten und einzigen LP bei Amiga nutzten die Leipziger fast in Originalbesetzung von 1982 den Lockdown, waren im Studio und präsentieren nun ihr zweites Album, welches im Titel gleich ein drittes ankündigt. Wer nun eine Art Folkrevival-Hits erwartet, irrt: Es gibt größtenteils neue Lieder und Nachdichtungen, überwiegend von Jürgen B. Wolff und Manne Wagenbreth. Sie knüpfen damit an das Duo Sonnenschirm oder Die Sieben Leben an, etwa bei Songs wie "Du und ich" (Jürgen) oder "Was nicht geht" (Manne).

Traditioneller Folk sind "Der Zimmergesell" und der von damals bekannte "Kanonensong (Ade, nun muss ich wanderen)", besonders bei letzterem dürfte man sich heute in korrekten Kreisen auf den Schlips getreten fühlen. Die Gruppe hört sich musikalisch an, als hätten sie schon immer so gespielt, etwas moderner, aber noch immer unverkennbar Folkländer. Dazu tragen bei: an den Saiteninstrumenten und Gesang Jürgen und Manne, dazu Ulrike Triebel (Geige), Heidi Eichenberg (Akkordeon), Gabi Lattke (Hackbrett, Flöten) und Ulli Doberenz (Kontrabass). Ein Album, welches sowohl an die guten alten Folkjahre erinnert als auch reichlich Neuentdeckungen parat hat.

FOLKLÄNDER. So viele Wege Vol. 1 (Loewenzahn/Heideck 2021)