Ostalgisches Folk-Event der singulären Art | 20.10.21

Vor 45 Jahren, Ende Oktober 1976, schlug im Leipziger Studentenklub „Grafikkeller“ die Geburtsstunde der Ost-Folkszene. Viele aus der Gründer-Generation trafen sich am 29./30. Oktober im Malzhaus Plauen, einer legendären Folk-Spielstätte. Matthias "Kies" Kießling konnte leider nicht mehr dabei sein. Am 24. Oktober ist er plötzlich und unerwartet gestorben.

AltenHeimSpiel - Plakat von Jürgen B. Wolff

Altenheimspiel? Was is das denn? – Ein Wortspielwort zum einen, zum anderen die Idee zweier alter Hasen und einer alten Häsin: Was passiert, wenn man die einst wichtigsten Vertreter der frühen DDR-Folkszene nochmal an einem Ort zusammenriefe? Dass die Idee zur materiellen Gewalt wurde, verdankt sich dem Umstand, dass das Plauener Malzhaus als traditionsreiche Spielstatt den folksamen Protagonisten seit je wohlgesonnen ist und dass das nun im dritten Anlauf avisierte Datum auf den Tag genau zusammenfällt mit der ersten selbst organisierten Werkstatt der Folkszene Ost vor 45 Jahren.

Die meisten Geladenen spielen noch, vorwiegend jedoch in kleinen Kreisen, auf Partys, Privatbühnen, Begräbnissen. Die einst beinahe den ganzen Kleinstaat unsicher machten, sind in die Nische zurückgekrochen. Aber irgendwas schabt noch am alten Verfolkungswahn, und wie das klingt, soll das Altenheimspiel enthüllen. Kein Konzert im kunstbetrieblichen Sinne, eher ein symbolischer Akt der Umarmung, des sich gegenseitigen Vergewisserns. We can only look, woher we came, when we will know, wohin we go – oder so ähnlich.

Wer technische Brillanz erwartet, wird vielleicht enttäuscht; wer Herzenswärme findet, vielleicht geheilt. Ein Lied pro Tag erspart den Arzt, sagt man – in diesem Sinne: Lasst es erinnerbar werden. Die beiden abendfüllenden Konzertsessions werden von einer Fotoschau begleitet, die die frühen Jahre des Folkrevivals zwischen 1976 und 1982 nachzeichnet, außerdem von einer Rederunde mit den Buchautoren und Szenekennern Bernhard Hanneken und Wolfgang Leyn.

Das Vorläufige Organisationskomitee:
Jürgen B. Wolff, früher Folkländer (Leipzig), Heidi Ruppel, früher Brummtopf, dann Saitensprung (Erfurt), Schottenschulle, früher Skye (Berlin), verstärkt durch Ute Gotter und Uli Wolff vom gastgebenden Malzhaus Plauen

Interview mit Jürgen B. Wolff: Wie in Leipzig die DDR-Folkszene begann | MDR KULTUR | 19.08.21

ALTENHEIMSPIEL – Das Programm:

Freitag, 29. Oktober

19.30 Uhr Galerie
Fotoschau und Konzert „Das Malzhaus und der Folk im Osten“ zum 45. Jahrestag der ersten DDR-Folkwerkstatt in Leipzig vom 29. bis 31. Okt. 1976
(Moderation: Dieter Beckert, Manfred Wagenbreth, Jürgen B. Wolff)
19.30 Schottenschulle — Pipes-Fanfare
19.35 Landluper
20.00 In memoriam Kies mit Almut, Beckert, Jürgen B. Wolff, Alphorn u.a.
20.30 Drei Alte Noten (Ex-Windbeutel)
20.50 Stamm/Lemmer/Wetzker (Ex-Enniskillen u.a.)
21.20 Folkländer
ab ca. 22.30 Keller — open End mit ggf. Session

Sonnabend, 30. Oktober

15-17 Uhr Galerie
Kurzprogramme im Rahmen der Ausstellung
(Moderation Dieter Beckert)
15.00 Ausstellungsführung mit Wolfgang Leyn
15.30 Buchvorstellung „Die Vogtlandreise“ mit Dieter Kalka
16.00 Gespräch & Lesung mit Bernhard Hanneken, Jo Meyer, Peggy Luck u.a.
17-19 Soundcheck, evtl. 2. Führung mit W. Leyn

19.30 Uhr Galerie
SESSIONKONZERT DAS ALTENHEIMSPIEL (Teil 1)
(Moderation Dieter Beckert + Peggy Luck)
19.30 Schottenschulle — Pipes-Fanfare + Skye
19.50 Schottenschulle/Heidi Ruppel/ Jürgen B. Wolff — „Bevor de sterbst“
20.00 Wolfgang Rieck (Piatkowski & Rieck)
20.20 Alphorn & Tricolora (Sanddorn u.a.)
20.40 Angelika Scheel (Ex-Brummtopf) & Wolfgang Mahrle (Saitensprung)
21.00 Bob, Helga & Inka Lumer (Ex-Bordun)
21.30 Jens-Paul Wollenberg & Münzenberger Gevattern Kombo

21.45-22.15 P A U S E

22.30 Uhr Keller
SESSIONKONZERT DAS ALTENHEIMSPIEL (Teil 2)
22.30 Folkländer (ft. Duo Sonnenschirm)
22.50 JAMS
anschließend ggf. Session

(Stand 25.10.21)